Installation, De-Installation oder Fiktion?

Rohstoff

Vor etwa einer Woche wurde die Werkschau
Roh
Stoff
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in der Fachhochschule Potsdam ausgestellt. Darunter auch meine audiovisuelle Projektion außerhalb der begreifbaren Verwertungslogik von Rohstoffen.


Installation von Doreen Löwe und Felix Ansmann

Rohstoffe finden ihren Zweck in der Verwertung und Vollendung. Doch ist der rohe Stoff nicht eben widerspenstig, ungenießbar, unverfügbar? Eine Welt des Zugriffs, in der alles berechen- und verarbeitbar ist, kennt keinen Stoff ohne Struktur, ohne Sinn und Zuschreibung. Es bleibt unklar was Rohstoffe sind, ob es sie überhaupt gibt.

In einer Um- oder Einwendung der ökonomischen Verwertungslogik antwortet die Arbeit ROHSTOFF im Rahmen der Werkschau des Kurses Intermediale Gestaltung der Europäischen Medienwissenschaft. Im Keller des Haus 5 eröffnet sich eine unheimliche Welt der vermeintlichen Rohstoffe – eine Welt, die einen Augenblick lang nicht mehr verständlich ist, die sich gegen systematische Begrifflichkeiten und dem Verlangen nach Klarheit wendet, sich nicht rational zurichten lässt. Changierend hängen Bild und Ton im Raum, eindringlich gehen sie an und bleiben doch unfassbar.

rohstoff.bplaced.net/

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Marokko oder Rokoko

Authentizität ist einer der großen Begriffe, der so universell in den Sprachgebrauch mündete, da es wohl keine Antwort darauf geben wird, was er meint. Es amüsiert mich zu beschreiben, wie sich authentische Momente darbieten, wenn durchgehend hypnotisierende Momentaufnahmen, die bewusst zur Befriedigung des Authentizitätsgefühls geschaffen worden sind, vor das geistige Auge der subjektiven Betrachtung treten. Denn es ist verständlich, dass noch bevor mein Blick sich einer authentischen Begebenheit annähern kann, er bereits von anderen Blicken gefangen wurde. Der Urheber eines Blickfangs produziert umgehend eine Authentizitätsdefinition seiner Vorstellung in das vermeintlich objektive Bild und verleitet meine Wahrnehmung zu einem scheinbar autonomen Entschluss. Der Betrachter beäugt demzufolge ein trügerisch angepasstes Ensemble geordneter Eindruckshäppchen. Sollten den Menschen nun Zweifel befallen, dass seine Sinne womöglich betrogen werden und rechtzeitig den feindseligen Charakter in der Beschaffenheit einer vorgegaukelten Szenerie erkennen, wird er spitzfindig und tollkühn, dieser Begebenheit gründlicher auf den Grund zu gehen.
So blicke ich denn verdutzt auf die exotischen Elemente eines offenkundigen Hollywoodspektakels, das sich dem stereotypen Denken westlicher Weltenbummler bedient, geschaffen von einheimischen Scharlatanen, um notwendigerweise Profit zu schlagen. Hinzu kommen literarische Reiseführer, die uns suggerieren den Eindruck der Originalität und Einzigartigkeit einzufangen, die ein solcher Ort unweigerlich erwirken muss. Wäre dieses Postulat unangefochten, gäbe es nicht so viele Gründe darüber nachzugrübeln – dementsprechend muss etwas faul daran sein. Das geschulte Auge erkennt Lug und Trug, denn alles für Touristen erschlossene atmet den täuschenden Duft der Echtheit in Echtzeit. Verachtenswert erschien dem ursprünglichen Hippster deshalb schon damals selbst der idealste konstruierte Eindruck, denn das geschaffene Ideal war ihm nicht Ideal genug. Wenn das Leben keinen Reiz mehr bietet, bleibt nur die Flucht. Aber eine vollständig erschlossene Welt kann sich nur Ankerpunkte im Nichts suchen, denn viel anderes ist nicht mehr übrig geblieben. Und dann endet die Reise in einer Sehnsucht nach Utopien. Und ob sich daran etwas geändert hat in den letzten Jahrzehnten? Keiner hat eine Ahnung, und trotzdem zerfallen die Bilder, durchdrungen von Misstrauen, aber zugleich eine unbeschreibliche Orientierungslosigkeit, die keine Befriedigung verschafft.

Vielleicht reiben wir uns heute schlicht die Augen, wenn sich uns scheinbar authentische Augenblicke aufdrängen wollen. Wir schmunzeln und grinsen hämisch, denn wir wissen bereits um den Widerspruch, den uns die Kulturarchitekten soufflieren. Dann machen wir eine zynisch-sarkastische Bemerkung à la authentisch mit den Kids in den Slums kicken – und wenden uns erneut unseren Spaziergängen zu, die sich nicht all zu sehr von den touristischen Routen zu unterscheiden wissen, außer, immer mit der Last ausgerüstet zu sein, dem authentischen Moment sein Trugbild entlocken zu wollen. Tragisch, tragisch – aber doch besser als bewusste Verblendung.

Der Versuch, sich dem Lonely-Planet-Diktat zu entziehen und annähernd entlegene Ortschaften anzusteuern – um nicht ständig solche Bemerkungen äußern zu müssen – erweist sich als schwierig, denn wie immer sind solche Raritäten bereits fest in den Händen weniger Expatkolonisatoren, die auch bereits in den entlegensten Winkel der Welt ihre Badetücher ausgebreitet haben. Die schönsten Perlen sind fortan nur noch auf dem Grund des Ozeans zu finden, denn so wie Sidonie-Gabrielle Colette St. Tropez preisgab, so werden auch andere Gärten populär. Sollte ich heute einem ambitionierten Jungliteraten begegnen, so würde ich ihm den Titel ‚Off The Road‘ anraten, denn Kerouac wäre zu unserer Zeit wohl besser damit gefahren.
Trotzallem: Marokko ist schön

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Woher dieses Mitteilungsbedürfnis? Balkanien!

Der mediale Raum ist groß geworden. Er ist riesig. Von einer solchen Dimension, dass alle kleinen persönlichen Nachrichten darin verschluckt werden wie von einem schwarzen Loch, ohne das sie jemals irgendwo oder irgendwem besonders wichtig erscheinen werden.
Doch woher rührt dieser fast schon zwanghafte Drang sich seinem Umfeld näher zu bringen, Eindrücke und Emotionen zu teilen oder durch ein ‚like‘ seine Symphatie für etwas zu bekunden? Mag es die Einsicht über die Bedeutungslosigkeit unseres Daseins sein, die es zu kompensieren gilt? Oder sind die viralen Hotspots im Netz einfach anschaulicher als das übliche Gespräch?
Neeeein, neeeein! Soviel Nachdenklichkeit würde uns Menschen gar nicht gut zu Gesicht stehen.
Die Lösung liegt bei mir tatsächlich auf den Lippen. Denn immer, wenn ich beginne von diesem oder jenem zu erzählen, werden 80% meiner Energiereserven für den Tag dafür aufgebraucht, Mimik und Gestik zu koordinieren, dabei in Lautsprache ein ganzes Klangorchester zu dirigieren und möglichst die Tonleiter hinauf- und hinabzusteigen, um dem Gesagten mehr Intensität und Dramatik zu verleihen. Da meine Stimmbänder dabei auf das Äußerste gereizt werden können und wie Trockenobst im Halse stecken bleiben, verbrauche ich verstärkt Spucke, um Stürze auf der Tonleiter zu vermeiden. Und dann diese vielen Worte, die doch nur Worte sind und keine Abbilder meines Gedächtnisses. All dies verlangt eine immense Konzentration von mir, denn ich glaube immer besonders wichtige Dinge zu erzählen, die von einem Konzert begleitet werden müssen, noch bevor die Band auf der Bühne steht. Zudem diese Unmengen an Zigaretten, die geraucht werden müssen, da Kautabak nur den Gesprächsfluss stört, und der Wein, der dabei konsumiert wird, um die Stimmbänder zusätzlich zu ölen, nachdem die Lungen geteert wurden, um den Gesprächen etwas mehr Tiefe zu geben, sodass wir uns mit Überschwang im Übermaß gegenseitig ein wenig mehr zu erheitern wissen.
Ich schreibe also nur, weil ich den Wert der Gesundheit bereit bin als Ausrede anzuerkennen.

Der August war wieder einer Reise gewidmet. Das Ziel hieß Balkan und möglichst planlos. Es hat funktioniert. 4 Wochen, 13 Städte, 4 Länder, 2 bezahlte Übernachtungen, 6 unbezahlte Flaschen Weißwein, etwa 2200 km mit Bahn, Bus, auf Händen und Füßen, Taxi, Fähre, Katamaran, als Mitfahrer bei Truck-Drivern und auf dem Rad (es hätten echt nur noch Skier gefehlt, die Jahreszeit war nur die falsche), 30 neue Bekanntschaften und Facebook-Freunde, unzählige Stunden im Freien und 0,1% Regenwahrscheinlichkeit. Geblieben sind 5 Konvertible Mark (Bosnien und Herzegowinas Währung war bzw. ist tatsächlich an die deutsche Mark gekoppelt gewesen 1:1) und 90 Feninga (es grüßt der alte Pfennig),  11,35 kroatische Kuna, 10 serbische Dinar und zahllose Eindrücke und Erinnerungen an prächtige Landschaften, gastfreundliche und -freudige Menschen, Ruinen, die von Einschusslöchern durchbohrt wurden, eine Hochzeit, die anders war, endlosen Liedern, die alle kannten und dem Wunsch, wieder zurückzukehren.

Kurzes Video und Fotos von mir:

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Wilderness About It

Eine Reise in the middle of nowhere oder zu deutsch „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, so lässt sich die Reise der vergangenen 2 Monate in die russische Taiga beschreiben. Eine Zeit, in der ich alle Abgründe der Zivilisation hinter mir ließ, um.. ja, um eigentlich was zu tun? An neuen Ufern stranden konnte ich nicht, denn es war nicht meine erste Reise dorthin; und doch wurde sie intensiver und nachdenklicher als je zuvor..

Beseelt von der Idee, dem „Ruf der Wildnis“ zu folgen und zum Naturzustand zurückzukehren (Jack London war bereits im Kindesalter einer meiner Lieblingsautoren und bedurfte einer erneuten Lesung im gereiften Alter), entschied ich keinerlei Kompromisse einzugehen und fuhr fort, in gewohnter Planlosigkeit. Denn das russische Verständnis darüber, wie der Gang der Dinge sich im Leben entwickelt, ist ein deutsches Fiasko, geprägt von Zufällen und einer Prise Fatalismus. „Es werde sich schon einränken“ und „alles steht uns noch bevor“ sind geflügelte Phrasen und im Volksmund verbreiteter als Anekdoten über – den alles und jeden küssenden – Leonid Iljitsch Breschnew (wobei diese auch gerne und häufig Eingang in russische Gespräche finden).

Stippvisiten, das hatte ich die Jahre zuvor betrieben. Ich genoß in vollen Zügen das mir darbietende Schauspiel der Natur und arrangierte mich für kurze Zeit damit, um mit einem verträumten und verliebten Blick dieses Paradies wieder zu verlassen. In diesem Jahr, nicht zu Beginn des Frühlings, aber dennoch zu einer Zeit, in der sich noch Reste des Winters in den Wäldern finden ließen, sollte alles ganz anders kommen.
Denn ich wollte mich zum „Spielball“ der Naturkräfte machen und meine Wetterfühligkeit erproben, die Seele baumeln und neue Gedanken reifen lassen.

Es gäbe viele Geschichten zu erzählen. Davon, wie ich Bäume flussabwärts treiben ließ, nächtliche Jagdausflüge machte und regnerische Tage in verlassenen Taiga-Blockhütten verbrachte, um beim ersten Sonnenschein über schneeweiße Rentierflechte zu trappeln oder mit dem Motorboot durch seichtes Gewässer zu gleiten. Doch würden alle Erzählungen davon nur Stereotype bedienen und leere Worthülsen aussprechen, die unser vorgeprägtes Bewusstsein über die Wirklichkeit in der Natur – durch Filme wie „Into the wild“ oder Fernsehabenteurer wie Bear Grylls –  zu Rate zieht, um uns glauben zu lassen, wir hätten eine Ahnung davon, wie ein solches Leben sein kann. Bevor ich also nur Abbilder der Wirklichkeit in euren Köpfen projiziere, schweige ich lieber, wie es Doktor Murkes Lieblingsbeschäftigung ist. Ich überfrachte euer Hirn also nicht mit Illusionen, es reicht, wenn meines überfrachtet ist von Zerstreutheit und Phantomen, denen ich tagtäglich hinterherjage. Erlebt es selbst!

Damit ihr trotzdem was aus diesem Beitrag mitnehmt und meine zynischen Zeilen nicht ein stilles Ärgernis in euch auslösen, gibt es einen kleinen Rat für glückliche Besitzer von Canon Spiegelreflexkameras. Denn sie verfügen im Menü über ein Kreativfilterprogramm, womit sich gut geschossene Bilder noch einmal schnell und einfach bearbeiten lassen. Für so manch unproduktive Minute zwischen zwei Lebensabschnitten, lässt sich damit hervorragend arbeiten und Zeit vertreiben. Ich wählte die Funktion der Spielzeugkamera im Standardmodus und das kam dabei heraus..
Hier also eine kleine Auswahl von mir (im Übrigen habe ich insgesamt 1125 Fotos und 411 Videos gemacht, total verrückt und unnötig).

Wem nach dem Bilder schauen noch nicht langweilig geworden ist, der kann sich auch gerne noch ein Video zu Gemüte führen, das beim Videowettbewerb von Sigur Rós teilnehmen soll, deshalb der komische Link (ihr braucht auch ProxTube [wobei hier Datenschutzrechtlich ziemlich viel Mist betrieben wird, da der Anbieter Daten sammelt und an staatliche Einrichtungen zu übergeben bereit ist] oder irgendeine andere App für euren Browser, um euch das Video ansehen zu können.. GEMA und so.. oder besser, ihr schreibt mir eure Dropbox Mailadresse auf und ich lad‘ euch ein). Ich muss kurz hinzufügen, dass dieser kurze Film mich beim Zusammenkleben der einzelnen Sequenzen zur Weißglut getrieben hat, vor allem, weil Adobe Premiere mit einer kreativen und fast prophetischen Fehlermeldung glänzte: „Es steht nur noch sehr wenig Systemspeicher für Adobe Premiere Pro zur Verfügung. Speichern Sie Ihr Projekt, und gehen Sie mit Vorsicht vor.“
So, jetzt aber Video! Am besten in HD ansehen..
http://www.talenthouse.com/creativeinvites/preview/a6b059ad191d17893cbedf3a9230e291/663

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Apokalyptischer Abschied

In Abschiedsmomenten entstehen schon mal eigenartige Dinge, so auch eine eigen geschaffene Interpretation von Darko Rundeks – Apokalipso.
Hier sind also zwei Dinge interessant: (1) Der Vergleich der Kompositionen und (2) die wilde Kameraführung hervorgerufen durch den Slivovitsa.
Außerdem beweist ein lichtstarkes Objektiv, dass es in tiefster Nacht auch zu schönen Aufnahmen fähig ist.
Neuinterpretation:

Original:

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