Eine Reise in the middle of nowhere oder zu deutsch „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, so lässt sich die Reise der vergangenen 2 Monate in die russische Taiga beschreiben. Eine Zeit, in der ich alle Abgründe der Zivilisation hinter mir ließ, um.. ja, um eigentlich was zu tun? An neuen Ufern stranden konnte ich nicht, denn es war nicht meine erste Reise dorthin; und doch wurde sie intensiver und nachdenklicher als je zuvor..
Beseelt von der Idee, dem „Ruf der Wildnis“ zu folgen und zum Naturzustand zurückzukehren (Jack London war bereits im Kindesalter einer meiner Lieblingsautoren und bedurfte einer erneuten Lesung im gereiften Alter), entschied ich keinerlei Kompromisse einzugehen und fuhr fort, in gewohnter Planlosigkeit. Denn das russische Verständnis darüber, wie der Gang der Dinge sich im Leben entwickelt, ist ein deutsches Fiasko, geprägt von Zufällen und einer Prise Fatalismus. „Es werde sich schon einränken“ und „alles steht uns noch bevor“ sind geflügelte Phrasen und im Volksmund verbreiteter als Anekdoten über – den alles und jeden küssenden – Leonid Iljitsch Breschnew (wobei diese auch gerne und häufig Eingang in russische Gespräche finden).
Stippvisiten, das hatte ich die Jahre zuvor betrieben. Ich genoß in vollen Zügen das mir darbietende Schauspiel der Natur und arrangierte mich für kurze Zeit damit, um mit einem verträumten und verliebten Blick dieses Paradies wieder zu verlassen. In diesem Jahr, nicht zu Beginn des Frühlings, aber dennoch zu einer Zeit, in der sich noch Reste des Winters in den Wäldern finden ließen, sollte alles ganz anders kommen.
Denn ich wollte mich zum „Spielball“ der Naturkräfte machen und meine Wetterfühligkeit erproben, die Seele baumeln und neue Gedanken reifen lassen.
Es gäbe viele Geschichten zu erzählen. Davon, wie ich Bäume flussabwärts treiben ließ, nächtliche Jagdausflüge machte und regnerische Tage in verlassenen Taiga-Blockhütten verbrachte, um beim ersten Sonnenschein über schneeweiße Rentierflechte zu trappeln oder mit dem Motorboot durch seichtes Gewässer zu gleiten. Doch würden alle Erzählungen davon nur Stereotype bedienen und leere Worthülsen aussprechen, die unser vorgeprägtes Bewusstsein über die Wirklichkeit in der Natur – durch Filme wie „Into the wild“ oder Fernsehabenteurer wie Bear Grylls – zu Rate zieht, um uns glauben zu lassen, wir hätten eine Ahnung davon, wie ein solches Leben sein kann. Bevor ich also nur Abbilder der Wirklichkeit in euren Köpfen projiziere, schweige ich lieber, wie es Doktor Murkes Lieblingsbeschäftigung ist. Ich überfrachte euer Hirn also nicht mit Illusionen, es reicht, wenn meines überfrachtet ist von Zerstreutheit und Phantomen, denen ich tagtäglich hinterherjage. Erlebt es selbst!
Damit ihr trotzdem was aus diesem Beitrag mitnehmt und meine zynischen Zeilen nicht ein stilles Ärgernis in euch auslösen, gibt es einen kleinen Rat für glückliche Besitzer von Canon Spiegelreflexkameras. Denn sie verfügen im Menü über ein Kreativfilterprogramm, womit sich gut geschossene Bilder noch einmal schnell und einfach bearbeiten lassen. Für so manch unproduktive Minute zwischen zwei Lebensabschnitten, lässt sich damit hervorragend arbeiten und Zeit vertreiben. Ich wählte die Funktion der Spielzeugkamera im Standardmodus und das kam dabei heraus..
Hier also eine kleine Auswahl von mir (im Übrigen habe ich insgesamt 1125 Fotos und 411 Videos gemacht, total verrückt und unnötig).
Wem nach dem Bilder schauen noch nicht langweilig geworden ist, der kann sich auch gerne noch ein Video zu Gemüte führen, das beim Videowettbewerb von Sigur Rós teilnehmen soll, deshalb der komische Link (ihr braucht auch ProxTube [wobei hier Datenschutzrechtlich ziemlich viel Mist betrieben wird, da der Anbieter Daten sammelt und an staatliche Einrichtungen zu übergeben bereit ist] oder irgendeine andere App für euren Browser, um euch das Video ansehen zu können.. GEMA und so.. oder besser, ihr schreibt mir eure Dropbox Mailadresse auf und ich lad‘ euch ein). Ich muss kurz hinzufügen, dass dieser kurze Film mich beim Zusammenkleben der einzelnen Sequenzen zur Weißglut getrieben hat, vor allem, weil Adobe Premiere mit einer kreativen und fast prophetischen Fehlermeldung glänzte: „Es steht nur noch sehr wenig Systemspeicher für Adobe Premiere Pro zur Verfügung. Speichern Sie Ihr Projekt, und gehen Sie mit Vorsicht vor.“
So, jetzt aber Video! Am besten in HD ansehen..
http://www.talenthouse.com/creativeinvites/preview/a6b059ad191d17893cbedf3a9230e291/663
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